Punks stürmen historisches Rathaus auf Sylt

Westerland. Tumultartige Szenen spielten sich am Donnerstagvormittag im ehrwürdigen Rathaus von Westerland auf Sylt ab. Eine Gruppe von rund 20 Punks war in das Gebäude eingedrungen, skandierte Parolen und machte Selfies, bevor die Polizei einschritt.

Dabei hätte das historische Bauwerk schon einiges erlebt. 1897 als Kurhaus errichtet, diente es zunächst als Treffpunkt der feinen Gesellschaft. Rauschende Bälle und Glücksspiele bestimmten das Geschehen in den prachtvollen Sälen. Doch 1933 beschloss die Stadtversammlung, das Kurhaus in ein Rathaus umzuwandeln.

Seitdem residierten im einstigen Vergnügungstempel die Stadtoberen. Standesamt, Verwaltung und sogar eine kleine Spielbank fanden hier ihr Domizil. Selbst ein verheerender Dachstuhlbrand 1950 konnte dem Rathaus nichts anhaben. Wie Phönix aus der Asche erstand es neu.

Dass nun eine Punk-Gruppe die heiligen Hallen enterte, dürfte die Beamten dann aber doch überrascht haben. Rund 20 Aktivisten waren am Donnerstag ins Rathaus gestürmt, hatten Parolen gegrölt und Erinnerungsfotos geschossen. Die völlig perplexen Mitarbeiter alarmierten die Polizei.

Die Ordnungshüter erteilten den ungebetenen Gästen ein Hausverbot für das geschichtsträchtige Gebäude. Doch einige der Punks ignorierten dies und wurden prompt wegen Hausfriedensbruchs angezeigt. Dabei wollten sie wohl nur ein Zeichen setzen.

Denn wie sich herausstellte, gehörten die Punks zu dem Protestcamp „Aktion Sylt“, das noch bis Anfang September auf der Insel gastiert. Mit Demos und Kunstaktionen machen die Aktivisten auf soziale Missstände aufmerksam. Dass sie dabei auch das Rathaus stürmen würden, hatte wohl niemand erwartet.

Immerhin ging die Aktion glimpflich und ohne Schäden aus. Und auch wenn die Punks ihr Ziel, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, erreicht haben dürften, wird das gute alte Rathaus sicher noch viele weitere Kapitel seiner wechselvollen Geschichte schreiben. Schließlich hat es schon ganz andere Stürme überstanden.